Güter

Als Gut wird in den Wirtschaftswissenschaften alles gesehen, was der Bedürfnisbefriedigung dient. Insofern stellen Güter das Komplement zu Bedürfnissen dar. Die Herstellung und Verteilung von Gütern sind zentral für die menschliche Existenz und Gegenstand sowohl individueller als auch kollektiver Handlungen, Konflikte und Ziele. Bei Fragen der Güterherstellung geht es beispielsweise um Effizienz, Arbeitsteilung und externe Effekte. Die Güterverteilung kann insbesondere durch Märkte, Verhandlungen, Hierarchien/Autorität und Auswahlentscheidungen erfolgen. Sie berührt unter anderem Kategorien wie Gerechtigkeit, Transaktionskosten, soziale Dilemmata und Prinzipal-Agent-Probleme. Aufgrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutung stehen Fragen der Güterherstellung (zum Beispiel Privat- oder Staatseigentum der Produktionsmittel) und Güterverteilung (durch freie oder regulierte Märkte, Güterbezugsscheine etc.) im Zentrum der Ausgestaltung von Wirtschaftsordnungen.

Die Vielzahl der Güter lässt sich abhängig von der Fragestellung nach unterschiedlichen Kriterien klassifizieren, wovon einige der für die ökonomische Bildung relevantesten kurz vorgestellt werden:

  • - Güterverfügbarkeit: Freie vs. knappe Güter

Freie Güter stehen an jedem Ort zu jeder Zeit in der gewünschten Menge zur Verfügung. Sie haben keinen Preis beziehungsweise sie verursachen keine Kosten und sind in so großer Menge vorhanden, sodass jeder Mensch beliebig viele freie Güter konsumieren kann. Freie Güter, die diese Kriterien tatsächlich erfüllen, sind sehr selten. Selbst das typische Beispiel der Atemluft ist nicht unproblematisch, da Atemluft in smoggeplagten Städten, zum Tauchen oder bei der Raumfahrt durchaus begrenzt vorhanden ist beziehungsweise ihr Konsum mit Kosten einhergeht.

Die meisten Güter sind hingegen knapp und haben einen Preis beziehungsweise verursachen Kosten, weswegen sie auch als Wirtschaftsgüter bezeichnet werden. Sie lassen sich in der Regel tauschen beziehungsweise handeln. Aus der Knappheit von Gütern und der angenommenen Unendlichkeit menschlicher Bedürfnisse lässt sich ableiten, dass mit ihnen möglichst effizient, sparsam und rational umgegangen werden sollte.

  • - Ausschließlichkeit und Rivalität

Das Kriterium der Ausschließlichkeit beziehungsweise Exklusivität bringt zum Ausdruck, ob ein Gut nur von einer klar definierten Gruppe benutzt werden kann oder ob der Ausschluss anderer Personenkreise nicht (mit vertretbarem Aufwand) möglich ist. Beispiel für nicht (beziehungsweise schwer) ausschließbare Güter sind Luft, Landesverteidigung oder Deiche.

Rivalität bringt zum Ausdruck, ob die Benutzung eines Gutes durch eine Person dessen Benutzung durch andere behindert. So ist der Konsum eines Lebensmittels von Rivalität gekennzeichnet, da es von anderen Personen nicht mehr gegessen werden kann. Im Gegensatz dazu unterliegt eine Radiosendung keiner Rivalität, denn es können beliebig viele Menschen der Sendung zuhören, ohne dass sich dies auf die Empfangsqualität anderer auswirkt.

Aus der Kombination dieser beiden Kriterien ergibt sich eine Vier-Felder-Matrix mit spezifischen Gütertypen:

 

Exklusiv

Nicht-Exklusiv

Rivalität

Privates Gut

Kollektivgut

Nicht-Rivalität

Klubgut

Öffentliches Gut

Private Güter wie Kleidung, Autos etc. lassen sich auf Märkten handeln. Sie können mit anderen in der Regel nur mit Nachteilen geteilt werden (Rivalität), was auch bei Kollektivgütern der Fall ist. Bei Letzteren ist es hingegen schwierig, andere von der Nutzung auszuschließen (geringe Exklusivität), etwa bei Fischbeständen in Seen/Meeren mit schlecht kontrollierbaren Zugangsmöglichkeiten oder die Nutzung von Straßen, bei denen ebenfalls Rivalität gegeben ist, da der Verkehrsfluss mit zunehmender Nutzung leidet. Probleme im Zusammenhang mit Kollektivgütern weisen oft die Struktur sozialer Dilemmata auf. Beispiele für öffentliche Güter sind die bereits erwähnten Deiche oder Maßnahmen zur Landesverteidigung, die ebenfalls allen zugutekommen, jedoch ohne, dass sich Nachteile durch eine höhere Zahl der Profiteure ergeben. Öffentliche Güter werden in der Regel vom Staat angeboten, insbesondere, weil eine Zuordnung der Kosten auf bestimmte Nutzer schwierig ist. Bei Klubgütern hingegen lassen sich aufgrund der Exklusivität die Kosten den Nutzern durchaus zuweisen, beispiels-weise bei Pay-TV. Im Einzelfall können sich durchaus Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen den Güterarten ergeben (wie bei anderen Klassifikationen auch), was nicht zu sehr problematisiert werden muss, da die Kategorisierung primär der gedanklichen Strukturierung dienen soll.

  • - Nachfrageverhalten

Die Nachfrage nach Gütern ist zunächst abhängig vom Preis, wobei bei normalen Gütern die nachgefragte Menge mit steigendem Preis sinkt (negative Preiselastizität), während sie bei sogenannten Giffen-Gütern (absolut inferiore Güter mit positiver Preiselastizität) steigt.

Ein weiterer Einfluss auf die Güternachfrage besteht im Einkommen. So werden inferiore Güter mit steigendem Einkommen weniger, normale Güter etwas mehr und superiore Güter überproportional stark (im Verhältnis zum Einkommenszuwachs) nachgefragt. Beispielsweise sinkt mit steigendem Einkommen die Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln (inferiore Güter), während sie für Bio-Lebensmittel (superiore Güter) steigt.

Außerdem haben die Preise verwandter Güter Einfluss auf die Nachfrage. Sinkt der Preis von Komplementärgütern – darunter sind Güter zu verstehen, die sich in ihrer Nutzung gegenseitig ergänzen wie Rasiergeräte und dazu passende Rasierklingen – steigt die Nachfrage auch nach dem anderen Gut. Im Gegensatz dazu führt eine Preissenkung bei Substitutionsgütern – also Güter, die recht gut gegeneinander ausgetauscht werden können wie Schinken und Fleisch – zu einer reduzierten Nachfrage des Substitutionsguts.

  • - Informationsasymmetrie

Durch dieses Kriterium wird zum Ausdruck gebracht, wie stark der Informationsvorteil eines Transaktionspartners gegenüber dem andern ist (so verfügt beispielsweise der Verkäufer meist über mehr Produktinformationen als der Käufer).

Lässt sich die Qualität von Suchgütern wie Kleidung oder Smartphones bereits vor dem Kauf bei der Produktsuche feststellen, ist dies bei Erfahrungsgütern erst nach dem Kauf anhand der damit gemachten Erfahrungen möglich, was
etwa bei Restaurantbesuchen oder einem Haarschnitt bei Friseuren der Fall ist. Bei Vertrauensgütern ist die Produktqualität auch nach dem Kauf nicht oder nur schwer einschätzbar, da sich die Wirkungen erst spät zeigen oder eine eindeutige Ursache-Wirkungs-Erklärung aufgrund vielfältiger Einflussfaktoren nicht möglich ist. Beispiele wären Medikamente und eine Vielzahl komplexer Dienstleistungen wie sie von Ärzten, Unternehmensberatern oder Rechtsanwälten erbracht werden.

Informationsasymmetrien erhöhen die Transaktionskosten in Form von Informationsbeschaffung und Kontrollaufwand und können auch zum Zusammenbruch von Märkten führen. Unternehmen können versuchen, die sich für den Kunden ergebenden Probleme der Informationsasymmetrie zu reduzieren, etwa indem sie ein Rückgaberecht gewähren, Garantien geben und Vertrauen durch eine starke Marke aufbauen. Auch gesetzliche Maßnahmen des Verbraucherschutzes (zum Beispiel Beweislastumkehr beim Verbrauchsgüterkauf, Gewährleistungspflicht, Regelungen bei Fernabsatzverträgen) vermögen die Probleme ungleicher Informationen zu vermindern.

Neben den erörterten Kriterien zur Klassifikation von Gütern gibt es noch weitere, die für die ökonomische Bildung von nachrangiger Bedeutung sind und hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit nur kurz aufgeführt werden: Materialität (materielle vs. immaterielle Güter), Verwendungszweck (Konsum- vs. Produktionsgüter), Nutzungsdauer (langlebige Gebrauchsgüter vs. kurzlebige Verbrauchsgüter), Handelbarkeit.

Wissen über Güter und ihre Eigenschaften ist im Hinblick auf ökonomische Bildung wichtig, da …

  • Güter der Bedürfnisbefriedigung der Verbraucher dienen;
  • sie Gegenstand des Produktionsprozesses sind;
  • bei Herstellung und Verbrauch von Gütern externe Effekte und soziale Dilemmata auftreten können;
  • ihre Verteilung Fragen sowohl nach Effizienz und Gerechtigkeit als auch nach geeigneten Organisationsformen (zum Beispiel über Märkte oder staatlich geplante Maßnahmen) aufwerfen;
  • (Wirtschafts-)Güter knapp sind, was den rationalen und effizienten Umgang mit ihnen nahelegt und damit die Notwendigkeit des Wirtschaftens begründet.

Güter stehen in engem Zusammenhang zu anderen Denkschemata wie: Bedürfnis, Knappheit, ökonomisches Prinzip, Effizienz, Rationalität, Externalität, Transaktionskosten, Prinzipal-Agent-Problem.